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Das Neueste und das Beste........

Bericht für einen Artikel für den Infobrief der Arbeitsgemeinschaft der Lebendigen Gemeinde  München

(Vol 2022-2, pp15-17, July 2022)

Von der Zwietracht

Polarisierung, demokratisches Motor oder sozialer Sprengstoff?

von Dr. Elisabeth Brandt

Seit Jahren warnen Politiker und Wissenschaftler vor der Spaltung unserer Gesellschaft. Indes sind Spaltung und Polarisierung ein wichtiger Antrieb zur Weiterentwicklung, wenn sie konstruktiv genutzt werden. In diesem Sinne ist auch Jesus zu verstehen, wenn er sagt: Meint ihr, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwie­tracht. (Lucas 12,51).  Unsere Sehnsucht nach gesellschaftlicher Harmonie wurzelt in der Ineinssetzung von Gesellschaft und Gemeinschaft.  Eine Gemeinschaft definiert sich über ihre Gemeinsamkeiten und strebt daher möglichst große Einheit an. Eine Gesellschaft besteht dagegen aus vielen Gemeinschaften mit unterschiedlicher Wertvorstellungen und Wünschen (Schimmang, 2020). Ein Negativbeispiel für den Versuch Gemeinschaft und Gesellschaft gleichzusetzen, ist das Nordkorea Kim Jong-Uns, das seit Jahrzehnten in erzwungener Einheit erstarrt mit verheerenden Folgen, auch für die etwa 500.000 Christen im Land. Konflikte, Spaltung und Polarisierung gehören zu lebendigen Gesellschaften und sichern deren Anpassung an die Herausforderungen der Gegenwart. Eine Sternstunde des Wandels durch Konflikt schlug 1989 als die Bürger der DDR mit ihrer „Friedlichen Revolution“ freie Wahlen und den Mauerfall durchsetzten. In einer repräsentativen Demokratie delegieren Bürger dagegen die Aushandlung ihrer Diskrepanzen an ihr Parlament. Polarisierung schafft hier Anreize für Politiker wettbewerbsfähige Organisationen und politische Parteien aufzubauen (Itten, 2021).

Werte und Konflikte

Leider scheint die Auseinandersetzung zwischen verschiedenen ideologischen Fraktionen in der Bundesrepublik aber seit einiger Zeit aus dem Ruder zu laufen.  Ein Auslöser für die Zersplitterung sind Fehlentwicklungen, auf die Entscheider mit strukturellen Reformen reagieren müssen. Darüber hinaus befürchten viele Bundebürger, dass Politikverdrossenheit, Gewaltbereitschaft und eine zunehmende Verrohung des öffentlichen Diskurses unsere Demokratie gefährden. Statt Eindrucksurteilen, die von den Medien kaum hinterfragt werden, bedarf es solider Daten aus Untersuchungen die in den letzten Jahren zu dem Thema durchgeführt wurden. Ergebnisse aus der Polarisationsforschung stehen im Fokus der Fachzeitschrift „Konfliktdynamik“ (Ausgabe 4/21). Da ist zum einem eine langjährige Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung, die nach den wesentlichen Bestimmungsgründen für die wachsende gesellschaftliche Dissonanz fragt (Hilmer, 2021). Obwohl die große Mehrheit der Deutschen einen gemeinsamen Wertekanon teilt, wenn auch mit unterschiedlichen Positionen, gab es in den letzten 15 Jahren relevante Verschiebungen. So scheinen 2021 Religiosität und Glaube nur noch für jeden dritten Bundebürger einen hohen Stellenwert zu haben, 2006 war es noch jeder zweite. Auch die verbindende Kraft des nationalen Narratives schwindet, nicht aber die der Solidarität mit schwächeren Mitbürgern. Trotz geteilter Werte ist unsere Gesellschaft also heterogener geworden, was viele Menschen in unserer konsensorientierten Kultur irritiert. Lange Zeit gab es vor allem verteilungspolitische Debatten, die seit der Wiedervereinigung auch eine regionale Komponente bekamen. Doch schon seit den 1968zigern, gehen die Bürger auch für ganz neue Konfliktthemen auf die Straße. Zunächst waren es Pazifisten und Atomkraft-Gegner, sowie Feministinnen. Bald gesellten sich Umweltschützer und LGBT Aktivistinnen, EU-Skeptiker und Migrationsgegnerinnen sowie Globalisierungskritiker dazu. Anlässlich des Großprojekts Stuttgart 21 entstand die Figur des Wutbürgers. In den letzten Jahren kamen Klimawandel, Gesundheits- und Bildungspolitik, Generationenkonflikt und natürlich die Corona-Maßnahmen als Streitpunkte hinzu. Immer häufiger protestieren Bürger und Bürgerinnen gegen mit parlamentarischer Mehrheit beschlossene Maßnahmen. Es scheint, als ob sich viele Deutsche nicht mehr ausreichend von den klassischen Parteien repräsentiert fühlen, als Folge zersplittert unser Parteiensystem. Außerdem erodiert das Vertrauen in die Responsivität der Politik, die Bürger fühlen sich stärker auf sich selber zurückgeworfen als vor 15 Jahren,  

Kommunikation

Neben Heterogenität und der Häufung von Konflikten, entzweit die moderne Kommunikation zwischen politischen Gegnern unsere Gesellschaft. Das fängt bei Politikern und Politikerinnen an, die zunehmend binäre, zugespitzte Diskussionen führen, assistiert von den Medien, die dazu neigen polarisierende Botschaften politischer Gallionsfiguren zu verbreiten. Die Politikwissenschaftler Abramowitz und Saunders (Abramowitz, 2008) legen dar, dass informierte, gebildete Menschen in ihren Ansichten viel stärker polarisiert sind als die weniger informierten und weniger aktiven Bürger. Erst der zunehmend aggressive Dialog zwischen den Eliten führt dann zur Polarisierung der übrigen Bevölkerung. Wie der Politikwissenschaftler Anatol Itten (Itten, 2021) erläutert, bilden Wähler ihre Meinung zunächst anhand primärer Informationsquellen, wie etwa den Aussagen eines Ministers. Ist ein Statement unklar, suchen Interessierte bei Instagram, Telegramm und sonstigen virtuellen Diensten nach Kommentaren von gegnerischen Politikern und anderen Leitfiguren.  In einer polarisierten Gesellschaft verschiebt sich diese Prioritätenfolge. Die Unterstützung einer politischen Partei oder die Aussagen von Eliten in den sozialen Medien werden mit der eigenen Identität verknüpft und zur primären Informationsquelle. Durch die personalisierten Algorithmen von Suchmaschinen wir dieser Effekt verstärkt, bis sich Menschen in virtuellen und realen „Echokammern“ ausschließlich mit Gleichgesinnten umgeben und nur noch deren Meinung zur Kenntnis nehmen. Der Einzelne ist nicht mehr in der Lage zu erkennen, dass die eigenen ideologischen Interpretationen von Szenarien genauso voreingenommen sind wie die der Gegenseite. Politik wir nicht mehr objektiv beurteilt, sondern durch die Verknüpfung mit der eigenen Identität subjektiv erlebt. Viele der heutigen polarisierten Debatten sind Identitätsdebatten, die sich als politische Debatten tarnen (Mason, 2018). Diskurse werden emotional geführt und ohne Respekt für den jeweiligen Gegner der zum „Feind“ wird, der die eigene Gruppe bedroht. Man misstraut sich, was -auch internationale- politische Opportunisten nutzen um ihre Anhängerschaft mit kruden „WIR gegen DIE“ Narrativen zu mobilisieren. Bestehende Gemeinsamkeiten werden vernachlässigt und Unterschieden zwischen gesellschaftlichen Gruppen übertrieben, die jeweils anderen stereotypisiert (Levendusky, 2018). Im schlimmsten Fall bestimmt die Ablehnung gegnerischer Parteien, Politiker und ihrer Anhänger das Wahlverhalten stärker als die Zustimmung zu Inhalten und Politikern der gewählten Partei. Je mehr Bürger sich von extremen Positionen leiten lassen, desto mehr wird die gemäßigte, konsensbereite Mitte ausgehöhlt. Etablierte Mechanismen zur Streitbeilegung reichen dann womöglich nicht mehr aus, es entstehen lähmende Pattsituationen, wie wir sie in den letzten Jahren in der USA beobachten.

Vom Konflikt zu Kooperation

Die vorgestellten Studien beschränken sich nicht auf eine Bestandaufnahme von Fraktionierung und Polarisierung. Einige Forscher studieren an Best-Practice-Modellen wie Entscheider und Bürger scheinbar unüberbrückbare Gegensätze überwinden und produktiv nutzen könnten. Der schon erwähnte Politikwissenschaftler Anatol Itten setzte sich mit der Kommunikation auf Internetforen auseinander. Nicht erst seit den Enthüllungen einer Facebook-Insiderin ist bekannt, dass große Plattformen Algorithmen benutzen, die hitzige Debatten eher befeuern als beruhigen. Polarisierende Inhalte binden die Nutzer stärker an die Dienste, was sich in höheren Werbeeinnahmen niederschlägt. Auf Druck der Gesetzgeber verwenden Twitter und Co. seit einiger Zeit automatische Filter um Online-Beiträge zu „entgiften“. Schnell zeigte sich aber, solche Filter sind wenig nuanciert und gefährden die Meinungsfreiheit. Andere Foren balancieren dagegen mit klugen Regeln erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Zensur und Moderation. Bei der Diskussionsplattform ChangeMyView (CMV) muss jeder Beitrag begründet werden und Teilnehmer müssen auf Antworten reagieren ohne dabei unhöflich, feindselig oder beleidigend zu sein. Nur Ansichten, nicht aber Personen, dürfen hier kritisiert werden. Wer sich überzeugen lässt, wird mit prestigeträchtigen Bonuspunkten belohnt. Alle Regeln werden von menschlichen Moderatoren konsequent überwacht, denn ihr Forum möchte zivilisierte Online-Diskussionen fördern. Große Plattformen wie YouTube oder Facebook produzieren allerdings so große Mengen an Kommentaren, dass die ausschließliche Betreuung durch menschliche Moderatoren wie bei CMV unerschwinglich ist. Daher entwickeln Forscher (halb-) automatische Moderationsprogramme, die von humanen Diskussionsleitern lernen differenziert Dispute zu moderieren. Auf diese Weise könnten Programme menschliche Betreuer in ihrer Arbeit unterstützen. Ziel ist der freie, konstruktive Meinungsaustausch ohne dass Ansichten oder Gruppen ausgeschlossen werden. Bei dem Online-Lexikon Wikipedia, müssen die Betreiber dagegen nur minimal intervenieren. Jeder kann an Einträgen zu einem Thema mitarbeiten, muss sich aber mit den anderen Redakteuren einer Seite einigen, da Wikipedia zu jedem Thema nur einen Artikel zulässt. Das zwingt auch stark polarisierte Redakteure zur Zusammenarbeit, wenn sie die Seite mitgestalten wollen. Durch strukturelle Regeln und Vorgaben wie die, einen neutralen Standpunkt zu vertreten und Behauptungen mit seriösen, veröffentlichten Quellen zu belegen, setzt Wikipedia den Rahmen. Debatten sind länger, kompetitiver und konstruktiver wenn konträre Standpunkte von annähernd gleichstarken Gruppen vertreten werden. In der Regel produzieren ideologisch diverse Wikipedia Teams, Artikel von höherer Genauigkeit und Vollständigkeit, als Gruppen die aus politisch homogenen oder gemäßigten Redakteuren bestehen (Shi et al., 2019).

Der Wirtschaftswissenschaftler Ali Aslan Gümüsay beschäftigte sich damit, wie Manager trotz hohen Konfliktpotentials in der Belegschaft, Menschen mit konträren Wertvorstellungen zur Zusammenarbeit motivieren können. Am Beispiel der islamischen KT-Bank zeigt er, wie Führungskräfte nicht nur die gegensätzlichen Vorgaben des islamischen Verbots von Finanzspekulationen und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut bringen, sondern auch die sehr unterschiedlichen Überzeugungen und Wünsche ihrer Mitarbeiter. Wie kann eine Organisation scheinbar Unterschiedliches für verschiedene Mitarbeiter sein ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren? Zwei Prinzipien machen das möglich: Zum einem die bewusste Mehrdeutigkeit, Symbole und Slogans werden so gewählt, dass sie sowohl religiös als auch wirtschaftlich orientierte Angestellte ansprechen. Zum anderen werden buchstäblich und im übertragenen Sinne getrennte Räume geschaffen für profane und gläubig motivierte Mitarbeiter. So ist der Gebetsraum auch Rückzugsort für religiöse Gespräche, der Ramadan bringt es mit sich, dass gläubige Angestellte einen anderen Arbeitsrhythmus entwickelten als die übrige Belegschaft. Es wird Deutsch oder Englisch gesprochen, wenn Gespräche profifokussiert sind aber Türkisch, wenn es um ethische Themen geht. Angestellte können die Bank so -abhängig vom eigenen Verhalten- primär als Wirtschaftsunternehmen oder als religiöse Institution erleben. Unter dem Strich erreicht die KT Bank mit ihrer Unternehmenskultur Einigkeit in der Mehrdeutigkeit. Weil sich Mitarbeiter, in ihrer Identität respektiert und bestätigt fühlen, können sie mit den unvermeidlichen Kontroversen über Geschäftsstrategien umgehen. Die Studie zeigt nebenbei, dass Religionen ein nicht unerhebliches Konfliktpotential bergen, wenn sie ignoriert werden, denn Religion ist zwar persönlich aber nicht privat (Gümsay, 2021). Das wegschweigen konträrer Überzeugungen fördert nach Überzeugung des Autors Konflikte Dies gilt erst Recht für eine Cancel Culture die Perspektiven abseits des Mainstreams anfeindet, Debatten verstummen lässt und Menschen ausgrenzt. Durch sie gerät die freie Rede in Gefahr und die Toleranz für Dissens (Norris, 2021). Im Gegensatz dazu fördert Ambiguitätswertschätzung die Fähigkeit mit Zielkonflikten umzugehen, statt ihnen auszuweichen. Mehrdeutigkeit will allerdings gelernt sein, denn mit vereinfachenden oder beschönigende Reden untergraben Autoritäten nur ihre Glaubwürdigkeit. Stattdessen müssen Entscheider und Bürger lernen mit der immer komplexeren Welt in einer multipolaren Gesellschaft zurechtzukommen, getreu nach dem Motto:

„Unter den Stolzen ist immer Hader; aber Weisheit macht vernünftige Leute (Sprüche 13,10)“

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Quellen zu diesem Artikel:

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Abramowitz, A. S. (2008). Is Polarization a Myth? The Journal of Politics, pp. 70:2, pp. 542-555

Gümüsay, A. (2021). Einheit in Vielfalt: Führung, Organisation und Konfliktmanagment. Konfliktdynamik, pp. 4, pp 290-294.

Hilmer, R. M.-H. (2021). Migrations-, Klima- und Corona-Politik. Konfliktdynamik, pp. Jahrggang 10 (4) seiten 253-262.

Itten, A. (2021). Über die Koexistenz von Polariierung und Kooperation. Konfliktdynamik, pp. Jahrgang 10 (4) Seiten 263-271.

Levendusky, M. (2018). Americans, Not Partisans: Can Priming American National Identity Reduce Affective Polarization? The Journal of Politics, pp. Issue 1, pp 59-70.

Mason, L. (2018). Uncivil Agreement: How Politics Became Our Identity. Chicago: University of Chicago Press.

Norris, P. (2021, August). Cancel Culture: Myth or Reality? Political Studies, p. https://doi.org/10.1177/00323217211037023.

Redlich, A. S. (2021 ). Einführung zum Schwerpunktthema "Gesellschaftliche Polarisierung". Konfliktdynamik, pp. Jahrgang 10 (4) Seite 250-252.

Schimmang, J. (2020, November 2020). Spaltung der Gesellschaft? Versuch einer Begriffsklärung. Retrieved from Heinrich Böll Stiftung: https://www.boell.de/de/2020/11/19/spaltung-der-gesellschaft-versuch-einer-begriffsklaerung

Shi et al. (2019). The wisdom of polarized crowds. Nature Human Behaviour, pp. Issue 3, pages 329–336 . Retrieved from Nature Human Behaviour.

Stadt Leipzig. (2022). Nikolaikirche, Ausgangspunkt der Friedlichen Revolution. Retrieved from Stadt Leipzig: https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/unsere-stadt/stadtgeschichte/historisches-aus-1000-jahren/nikolaikirche-ausgangspunkt-der-friedlichen-revolution/#:~:text=Die%20Nikolaikirche%20Leipzig%20ist%201989%20zum%20Symbol%20der,im%20Sprachgebra

Porträt Natalie Beisswanger
Von der Zwietracht

Portrait der Künstlerin Natalie Beisswanger anlässlich ihrer Ausstellung Bloom & Flow in der Orangerie München 15. bis 25. Oktober 2020

Das Magische im Alltag sichtbar machen, will die Künstlerin

Natalie Beisswanger

von Elisabeth Brandt

Natalie Beisswanger in ihrem Studio

Es fing mit einem Buntstift an. Auf einer Geburtstagsparty holte ein Zauberer den Stift aus seinem Zylinder und überreichte ihn einem staunenden kleinen Mädchen. „Das war ein Wendepunkt in meinem Leben“, erinnert sich Natalie Beisswanger “der Stift war für mich ein Zauberstab, in diesem Augenblick öffnete sich für mich ein Fenster“. Malen wird ihre Art, Erlebtes zu verinnerlichen, kreativ Zusammenhänge zu suchen und darzustellen. Ihr Vater Ron MacNamara, selber ein talentierter Künstler, ermutigte sie zu künstlerischen Experimenten.

Die Künstlerin liebt es immer wieder Neuland zu betreten, auch im wörtlichen Sinn. Aus Australien gebürtig, hat sie dort zunächst ihren künstlerischen Werdegang durch Erfahrungen in der Modebranche und der Bildrestauration ergänzt, dann zwei Jahre in der Toskana gelebt. Vor 18 Jahren kam sie nach München und gründete eine Familie. Auch diese Lebensphase inspirierte sie zu Projekten. Sie hat Kindermode unter dem Label Denhamlily entworfen, ein Kindertheaterstück geschrieben und einen Kurzfilm mit Kindern realisiert, eine träumerische Geschichte über einen magischen Drachen. „Ich meine, dass Theaterspielen gut ist, für die Entwicklung des kreativen Denkens“, erläutert sie. Neben ihren Kindern und deren Fantasiewelten inspirieren die Wahlmünchnerin ihre neue Heimat und deren Kultur. An München liebt sie die Altstadt „dort ist die Atmosphäre fast mystisch“, schwärmt sie. Auch Münchens viele Grünanlagen, besonders der Englische Garten regen ihre Fantasie an.

Natalie Beisswanger genießt den Park in vollen Zügen. Mit einer Ausstellung in der Orangerie will sie den Englischen Garten nun mit einer Serie von Tuschezeichnungen feiern (Kunstausstellung Bloom and Flow in der Orangerie am Chinesischen Turm vom 15.10 bis 25. 10.2020, täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr oder unter www.denhamlily.com ) er trägt für die Malerin entscheidend zur Lebensqualität in der Stadt bei. Sie meint, dass der Englische Garten, immerhin eine der größten urbanen Grünflächen der Welt, nicht nur für Pflanzen und Tiere ein wichtiger Rückzugsraum ist. Für Natalie Beisswanger ist die natürliche Schönheit der Grünanlage auch wichtig für die seelische Ausgeglichenheit der Menschen, gerade in einem urbanen Umfeld. Ihre Tuschezeichnungen lassen erahnen, wie viel Zeit sie selber im Englischen Garten verbringt. Die Gewässer des Parks faszinieren sie besonders. Neben verträumten Zeichnungen von ruhig fließenden Bächen und spiegelnden Teichen finden sich auch dynamische Bilder der Surfer auf dem Eisbach oder von sommerlichen Schwimmern.

Die Künstlerin hat sich für mehr Uferbepflanzung am gerade gereinigten Kleinhesseloher See eingesetzt. Sie hofft, eines Tages dort Seerosen zeichnen zu können, ihre Lieblingsblumen. Viel zu wenig wird beachtet, wie wichtig Ästhetik für das Wohlbefinden der Menschen ist, meint Natalie Beisswanger. So feiert sie, in ihrer Ausstellung Bloom and Flow, die Schönheit in der Natur mit farbenprächtigen Darstellungen großer Blumensträuße. Die Blumen hat sie einzeln gezeichnet, dann jede Pflanze ausgeschnitten und in ebenfalls gezeichneten Vasen arrangiert. Gemeinsam ist diesen 3-D-Kollagen ein scheinbar strenger, schwarz-weiß gestreifter Hintergrund. Auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Streifen handgemalt sind. Wie die bunten Blumensträuße, gleicht kein Streifen dem anderen. Der Malerin geht es nicht um Perfektion. Sie genießt den Schaffensprozess, er entspannt und befreit sie. Die Ausstellung ist eine Einladung an die Betrachter, das Wunderbare im längst Vertrauten zu entdecken. Dafür hat Natalie Beisswanger ihre Zauberkünste bemüht.

 

 

Mehr von Natalie Beisswangers Magie auch bei

 denhamlilyworks und unter www.denhamlily.com

Bericht und Abschlussarbeit meines Onlinestudiums Journalismus abgegeben am 05. Februar 2020

Megafauna kehrt nach Europa zurück

EU Artenschutz zwischen Pragmatismus und Vision

Weidende Przewalski Pferde im Augsburger Stadtwald(Quelle: Elisabeth Brandt)

In Königsbrunn ist die Eiszeit nur einen Spaziergang weit entfernt. Der nahe Augsburger Stadtwald hat sich seit Jahrtausenden kaum verändert, sogar Wildpferde ziehen seit 2007 wieder über das Gelände. In den lichten Pinienwäldern treffen mediterrane Sumpfgladiolen auf Reste eiszeitlicher Vegetation, ein Hotspot der Artenvielfalt. Beweidung, erst durch Wildtiere dann durch Nutztiere, verhinderte die Verbuschung der halboffenen Landschaft. In Mitteleuropa ist solch extensive Viehhaltung aber kaum mehr rentabel, landwirtschaftliche Betriebe auf ertragsarmen Böden erzielen nur unbefriedigende Gewinne. In Bergregionen erschweren zudem die Hanglage und andere Geländeeigenheiten die Bewirtschaftung. Neben dem Trend zur Urbanisierung und dem demografischen Wandel, führt dies zur Entvölkerung des ländlichen Raums, seit 1960 ist die Landbevölkerung um 70 % geschrumpft. Eine Agrarreform der EU verschärft seit 2003 die Lage, denn Prämien wurden von der landwirtschaftlichen Produktion auf Nutzflächen umgelegt. Besonders Wanderschäfer, wichtig für den Erhalt offener Lebensräume, gehen seitdem leer aus, da sie über wenig eigenes Land verfügen.

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Beschränkte Freiheit

Durch nachhaltige Bewirtschaftung sind einzigartige Landschaften wie Almen oder die Lüneburger Heide entstanden, wichtige Lebensräume für seltene Arten und Tourismusmagneten in strukturschwachen Regionen. Auch Militärgelände, wie der ehemalige amerikanische Truppenübungsplatz im fränkischen Tennenlohe, sind wertvolle Biotope die verloren gehen, wenn die offenen Flächen zuwachsen. Die EU sieht Handlungsbedarf und fördert Beweidungsprojekte. Um kosten- und arbeitsintensives Mähen verlassener Areale zu vermeiden, beweiden in vielen Regionen Tiere mit geringem Managementaufwand die Flächen. Neben Schafen und Ziegen werden Rinder und Pferde eingesetzt, vorzugsweise Wildformen. Auerochsen und Urpferde sind zwar ausgestorben, aber europäische Bisons, Wisente genannt, konnten in Zoos überleben. Mittlerweile wandern europaweit 34 Wisent-Herden frei umher. Neben Wildtieren behelfen sich Landschaftspfleger mit alten Haustierrassen wie Przewalski Pferden oder Schottischen Hochlandrindern. Sogar aus robusten Rinderrassen rückgezüchtete Pseudo-Auerochsen werden ausgewildert. Wichtig ist, dass die genügsamen Tiere keine Bestallung benötigen und nur in harten Wintern zugefüttert werden muss. Jede Art hat ihre Vorlieben, so fördern sie die Biodiversität. Weidetiere scheuern sich gerne an Büschen und im Winter steht das Gestrüpp auf dem Speiseplan. Damit verhindern sie effektiver als Rotwild eine Verbuschung. Durch Wälzen und Huftritt schaffen die Pflanzenfresser kleinflächige Rohbodenflächen, die Lebensraum und Keimnischen für viele Arten sind. Pflanzen können sich mit Hilfe der Weidetiere schneller ausbreiten, ihr Kot dient als Dünger und Lebensraum für viele Insekten. Freilich leben die meisten Tiere nicht wirklich „frei“, sondern in umzäunten Arealen. Auch die Welt der Augsburger Przewalski Pferde beschränkt ein Gatter auf 27 ha. Dort wo es keine Zäune gibt, wie für die 2013 wiedereingeführten Wisente im westfälischen Rothaargebirge, kommt es schnell zum Streit. Seit mehreren Jahren führen angrenzende Gemeinden und Waldbauern Prozesse gegen die Stadt Bad Berleburg und deren Wisent Verein der, in den privaten Wäldern des Prinzen zu Sayn-Wittgenstein, acht Wisente ausgewildert hatte. Die inzwischen 25-köpfige Herde verändert ihre Umgebung und verursacht Schäden in den wirtschaftlich genutzten Nachbarwäldern, durch die sie ungehindert wandern kann.

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Urzeitliches Europa

Die 2011 gegründete Stiftung Rewilding Europe hat eine umfassendere Vision, Pleistocene Rewilding genannt: Sie möchte in abgelegenen Landschaften, durch die Einführung von Megafauna, eine eiszeitliche Wildnis (wieder)erschaffen. Als Pleistozän wird das Zeitalter bis zum Ende der letzten Eiszeit bezeichnet. Die Organisation sucht entsiedelte Landstriche, die aufgrund ihrer Größe und ökologischen Ausstattung für die Renaturierung geeignet sind. Ganz wichtig sind lokale Akteure, die sich schon im Vorfeld für den Schutz der Natur vor Ort engagieren. Rewilding Europe gibt Impulse, vernetzt Organisationen und stellt, falls nötig Tiere zur Wiedereinführung bereit. In Deutschland hat die Stiftung im Oder-Delta, einer Region von hoher Bedeutung für viele Tierarten, 2015 ein Projekt initiiert. Peter Torkler, Team-Leiter bei Rewilding Oder-Delta, erklärt: „Rewilding versucht den menschlichen Einfluss zurückzunehmen wo es geht, um eine natürliche Dynamik zu etablieren. Dann lassen wir die Finger davon.“ Im Oder-Delta ziehen Wisente und Wildpferde in mehreren Herden wild umher. Ihr 250.000 ha großer Lebensraum ist im doppelten Sinne ‚grenzenlos‘, erstreckt er sich doch auf beiden Seiten der deutsch-polnischen Grenze. In Polen meint Torkler wäre „mehr intakt“ und lobt das ehrenamtliche Engagement polnischer Naturschützer. In Deutschland, stünde dagegen dem Naturschutz mehr Geld zur Verfügung, aber die Akzeptanz in der Bevölkerung sei geringer. Kritiker bezweifeln, ob in den Kulturlandschaften, die sich in den letzten 10.000 Jahren etabliert haben, Raum für wilde Großtiere ist. Wiedereinführungen soll es am Oder-Delta nicht geben, die Tiere vielmehr von polnischer Seite aus einwandern. Inwieweit der Zaun, den Mecklenburg-Vorpommern zur Abwehr von mit der Afrikanischen Schweinepest verseuchten Wildschweinen an der Grenze errichtet hat, eine Barriere darstellt, muss sich erst noch zeigen. Das Projekt soll den Menschen, die in der Umgebung leben, auch wirtschaftliche Vorteile bringen. Neben der Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern unterstützt Rewilding Europe mit einem eigenen Finanzinstitut die Gründung von Unternehmen, die vom Naturtourismus profitieren, der durch das Naturparadies angelockt wird. Auch die EU fördert die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in der strukturschwachen Region mit dem Projekt Wildlife Economy (WLE).

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Auf den Wolf gekommen

Zu einem sich selbst regulierendem Ökosystem mit Megafauna gehören auch große Raubtiere, denn eine zu intensive Beweidung, zerstört ein Biotop, die Herden dürfen also nicht zu groß werden. Am besten finden Naturschützer wie die Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE), sorgen Bär, Wolf und Luchs für stabile Herdengrößen. Dies ist der umstrittenste Aspekt des Rewildings, denn die Räuber stehen ganz oben in der Nahrungspyramide und brauchen große Territorien um zu überleben. Besonders der Wolf, breitet sich seit 2000 schnell in Deutschland aus, im Herbst 2020 waren es bereits 128 Rudel, etwa 1000 Wölfe. Die Tiere wandern aus Osteuropa und über die Alpen ein, denn anders als Pflanzenfresser werden Wölfe nicht ausgewildert. Zu umstritten ist, ob und wie viel Platz es für die grauen Jäger im dicht besiedelten Zentraleuropa gibt. Seine erfolgreiche Einwanderung in Deutschland zeigt, wie gut das anpassungsfähige Raubtier seinen Lebensraum mit Menschen teilen kann, aber gilt das auch umgekehrt?  Seit 1992 ist der Wolf durch die Fauna-Flora Habitats Richtlinie (FFH Richtlinie) der EU geschützt, neben der Grenzöffnung nach Osten eine Voraussetzung für seine Rückkehr. Zur Etablierung einer stabilen Wolfspopulation muss der Mensch den Räuber auch in dichter besiedelten Regionen dulden. In Osteuropa wo Wölfe nie ausstarben, funktioniert das Zusammenleben. Also alles Einstellungssache? Längst haben in Mitteleuropa Jäger die Regulierung der Wildbestände übernommen. Sie leisten den Großteil des Wolfs-Monitoring, melden Wolfsspuren und -sichtungen in ihren Revieren. So wissen Behörden und Wolfsschützer wie viele Wölfe sich in der Region aufhalten. Förster und Jäger müssen bei Abschussquoten die Wolfsrisse mit einrechnen, das Wild wird scheuer. Andere gefährdete Arten wie das Muffelwild, geraten durch die Wölfe unter zusätzlichen Druck. Die Jagdverbände unterstützen prinzipiell die Rückkehr des Wolfes, meinen aber, dass dessen Bestände nun groß genug seien, um die Schutzregeln zu lockern. Soll heißen, wie anderes Wild sollen auch Wölfe bejagt werden. Jäger argumentieren, dass Wölfe für Menschen zur Bedrohung werden, wenn sie ihre Scheu verlieren. Eine geregelte Bejagung stelle sicher, dass der Wolf den Menschen meidet. Als die niedersächsische Regierungskoalition aus SPD und CDU November 2020 entschied den Wolf in das Landesjagdrecht aufzunehmen, nannte Martin Bosse (CDU) dies im Landtag ein „Signal“. Mehr ist es nicht, denn durch EU- und Bundesrecht bleibt der Wolf auch in Niedersachsen weiterhin streng geschützt und darf nur in Ausnahmefällen erlegt werden.

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Wölfe contra Weidewirtschaft

Besonders Viehhalter sehen das Vorrücken der Wölfe kritisch. 89 % der gerissenen Nutztiere sind Schafe, auch Jungrinder und Fohlen werden angegriffen. Neben Schäfern fordern vor allem Almbauern wolfsfreie Zonen, da hauptsächlich Schafe und Jungrinder die Almen beweiden. Die Mehrkosten für den Herdenschutz können durch extensive Landnutzung nicht erwirtschaftet werden und viele Schutzmaßnahmen wie wolfssichere Elektrozäune sind mit großem Arbeitsaufwand verbunden. Almen lassen sich aufgrund des felsigen, steilen Geländes nur schwer oder gar nicht sichern, Lawinen zerstören im Winter die Zäune und im Sommer ärgern sich Wanderer und Biker über die Barrieren. Wolfsfreie Zonen stehen jedoch im Widerspruch zu der FFH Richtlinie der EU. Der Verein Wildtierschutz Deutschland e.v. argumentiert, dass Wölfe auf der Suche nach einem eigenen Revier, beim durchwandern wolfsfreier Zonen abgeschossen werden könnten. Rumänien, ein Land mit stabilen Wolfsvorkommen, hat den drittgrößten Schafbestand in Europa. Als Alternative zum Elektrozaun arbeiten rumänische Schäfer mit Herdenhunden. Allerdings sind Herdenhunde teuer, es handelt sich um große Tiere, die nur als Gruppe die Herde vor Wölfen schützen können. Anschaffung, Ausbildung und Ernährung kosten mehrere tausend Euro pro Jahr und Hund. Schlecht ausgebildete Hunden könnten zudem für Wanderer zu einer größeren Gefahr werden als die scheuen Wölfe.

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Die Angst vor dem ‚bösen‘ Wolf

Wer kennt nicht das Märchen von Rotkäppchen? Schon Kinder lernen Wölfe als bedrohliche Raubtiere kennen. Wie gefährlich sie wirklich für Menschen sind, hat das Norwegische Institut für Naturforschung 2002 in einer Studie untersucht. Das Expertenteam, zu dem auch führende Köpfe des LCIE gehörten, trug weltweite Berichte über Wolfsangriffe zusammen und wertete sie aus. Hauptsächlich tollwütige Wölfe attackieren Menschen. Daher gingen in Europa und Nordamerika Wolfsangriffe „dramatisch zurück“ als im 20. Jhd. Tollwutfälle selten wurden. Nicht überraschend werden Wölfe aggressiv, wenn sie selber angegriffen werden, etwa von Schäfern die ihre Herden schützen wollen. Wirklich gefährlich werden die Beutegreifer, wenn sie ihre Angst vor den Menschen verlieren und sich ihnen häufig nähern, vor allem Kinder fallen dann in das Beuteschema. Weil ihre Nahrungsgrundlage Wild in einigen indischen Regionen selten wurde, begannen Wölfe Müllhalden aufzusuchen, wo sie vermehrt auf Menschen trafen und ihre Scheu verloren. Manche Wölfe spezialisierten sich dann auf Kinder als Beute. Zwischen1980 und 2000 starben so in Indien 273 Kinder durch Wolfsattacken. In Europa fielen seit 1950 neun Menschen Wölfen zum Opfer, fünf davon wurden von tollwütigen Tieren getötet. Solange Wölfe ausreichend Nahrung finden und selten Kontakt mit Menschen haben, sind Übergriffe auf den Menschen sehr selten. Wölfe spielen eine wichtige Rolle in der Natur. Durch die Rückkehr der großen Beutegreifer werden die Wildbestände stabilisiert. Deutsche Forstämter beklagen schon lange eine zu hohe Wilddichte, denn das Verbeißen junger Bäume durch Schalwild verzögert den Umbau der Wälder zu Laubmischwäldern mit höherer Diversität und Widerstandskraft gegen die trockenen Sommer. Im Yellowstone Nationalpark und anderen Schutzgebieten erhöhte sich die Vielfalt der Ökosysteme durch den Wolf, da das Wild weniger dicht stand und schlecht einsehbare Bereiche mied, die Vegetation wurde strukturreicher

 

Aktionspläne

Dank Artenschutz und Wiedereinführungen konnten große Säuger nach Zentraleuropa zurückkehren. Um zu überleben, müssen sie von der Bevölkerung akzeptiert werden. LCIE hat mit Wissenschaftlern im Auftrag der EU Richtlinien für das Management von Raubtierpopulationen erarbeitet.  Die Experten raten der EU, Rahmenbedingungen festzulegen, den Regionen aber genügend Spielraum zu lassen, auf die Wünsche der Bürger einzugehen. Ausgaben für vom Wolf verursachte Schäden und Herdenschutzmaßnahmen werden hierzulande seit 2019 bundesweit zu 100 % erstattet, wie von der EU Kommission gefordert. Für Schäden durch andere Großsäuger wie den Elch gilt dies nicht. Ebenfalls 2019 startete in Bayern der „Aktionsplan Wolf“. Unter anderem wird geprüft, welche Weideflächen vor dem Wolf geschützt werden können. Auf dieser Grundlage will das Bundesland entscheiden, wo Wölfe entnommen werden sollen. Passend dazu beschloss der Bundestag im Dezember 2019 den geregelten Abschuss von Wölfen zu erleichtern. Die Bayerischen Landwirtschaftsministerin Kaniber (CSU) forderte im Juli 2020 in einer Pressemitteilung „Der Bund ist gefragt globaler zu agieren und eine EU-weite Bewertung des Erhaltungszustandes [des Wolfes] auf den Weg zu bringen“. Bei einem günstigen Erhaltungszustand könnte der Schutz weiter gelockert werden. Zum Wolfsmanagement gehört schon jetzt die Beobachtung verhaltensauffälliger Wölfe zur Prävention von Übergriffen. Auffällige Tiere werden mit Sendern versehen, gezielt vergrämt und notfalls abgeschossen. Zum Bestandsschutz will die EU mit dem Natura 2000 Konzept zusammenhängende Schutzgebieten schaffen. So verbinden Korridore verstreute Tier- und Pflanzenbestände, verhindern Inzucht und ermöglichen Abwanderung. Im Kleinen sorgen Wildbrücken für Verbindungen zwischen kleinen Populationen in der von Infrastruktur zerschnittenen Landschaft. Wichtig ist Aufklärung, um Ängste zu beseitigen und Gefahren, die durch falsches Verhalten entstehen, zu minimieren. In Ost- und Nordeuropa sind die Menschen das Zusammenleben mit große Säugern wie Wölfen, Elchen, Bären und Wisenten gewohnt, ihre Erfahrungen können genutzt werden. Frei ziehende Wisent-Herden in Polen, haben nicht nur Sender, im Winter werden die Tiere auch zugefüttert, um zu verhindern, dass sie ihr Schutzgebiet verlassen. Renaturierung, soll neben dem Artenschutz die Entwicklung strukturschwacher Regionen fördern, auch um die Akzeptanz vor Ort zu erhöhen.

Auf einer winterlichen Lichtung des Augsburger Stadtwaldes grasen fünf Junghengste. Eine Szene, die an alte Höhlenbilder erinnert. Das täuscht, die stämmigen Pferde sind im Zoo aufgewachsen und mussten ihr halbwildes Leben erst lernen. Der Kulturlandschaft Augsburger Stadtwald geben sie ein Stück ursprünglicher Dynamik zurück.

Bericht Megafauna
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